
Multitalent Pferd – volle Pferdestärken voraus
„Pferde begleiten den Menschen seit vielen Jahrtausenden. Ob als Nahrungs- oder Transportmittel, Arbeits- und Zugtier in der Landwirtschaft, Helfer im Kriegsdienst oder als Freizeit- und Sportpartner – die Geschichte der Menschheit ist eng mit der des Pferdes verbunden.“
Voller Einsatz auf vier Hufen
Insgesamt werden in Österreich etwa 150.000 Pferde gehalten. Viele landwirtschaftliche Betriebe erzielen ihre Wertschöpfung durch die Zucht oder das Einstellen von Pferden, die Produktion von hochwertigem Futter und Einstreu, durch die Bereitstellung und Pflege von Weide- und Almflächen und durch das Beherbergen von Reittouristen.
Österreich ist ein sehr traditionelles Pferdezuchtland. Die vier klassischen, traditionellen Pferderassen Österreichs sind Noriker, Haflinger, Warmblut und Lipizzaner. Diese Rassen haben Österreich weltweit als erfolgreiches Zuchtland bekannt gemacht.
Der vielfältige Einsatz dieser Pferderassen kann bei zahlreichen Veranstaltungen in ganz Österreich bestaunt werden – vom Sportpartner in Dressur-, Spring-, Vielseitigkeits- und Westernturnieren über die hohe Schule der Spanischen Hofreitschule mit den weltberühmten Lipizzanern bis hin zum Einsatz in der Land- und Forstwirtschaft, im Brauchtum sowie in der heilpädagogischen und therapeutischen Arbeit mit Pferden.
Pferde lösen eine Faszination aus, aber sie bedingen auch einen verantwortungsbewussten Umgang. Achtung und Respekt des Menschen vor seinem Sport-, Freizeit- und Arbeitspartner Pferd sowie Verständnis für das Pferd sind die Grundvoraussetzungen für ein harmonisches Verhältnis miteinander.
Biodiversität und Pferdehaltung
Pferde leisten einen wichtigen Beitrag zur ökologisch wertvollen Nutzung von Wiesen und Weiden. Studien zeigen, dass beweidete Flächen mit Pferden eine höhere Pflanzenvielfalt und mehr Arten mit hohem Naturwert aufweisen. Besonders Standweiden, also dauerhaft genutzte Flächen, fördern die Biodiversität stärker als Rinderweiden. Auch die spätere Mahd von Wiesen zur Heugewinnung für Pferde unterstützt Insekten und bodenbrütende Vögel – und sorgt zugleich für nährstoffreiches, strukturreiches Futter.
Wirtschaftliche Fakten
Der Produktionsanteil von Pferden im primären Sektor liegt bei 4,7% bzw. 645 Mio. Euro. Gemessen an der Wertschöpfung hängen 254 Mio. Euro (4,13 %) direkt, indirekt oder induziert von der Wirtschaftsleistung des Faktors „Pferd“ ab. Durch den Wirtschaftsfaktor „Pferd“ werden rund 11.900 Vollzeitbeschäftigungen in der Land- und Forstwirtschaft abgesichert – das sind 8,3% der Gesamtbeschäftigung im primären Sektor.
Pferde und Tourismus ergänzen sich perfekt! So vielfältig wie unsere Bauernhöfe sind auch die Reisemotive. Vom Pony im Streichelzoo bis zum gut ausgebildeten Schulpferd findet jeder sein perfektes Pferd und seinen persönlichen Glücksmoment auf einem der vielen Reitbauernhöfe in Österreich.
Frühlingszeit ist Fohlenzeit
Mit dem Frühling erwacht nicht nur die Natur zu neuem Leben, sondern es ist auch die Zeit, in der Stuten ihre Fohlen zur Welt bringen. Es ist wohl die spannendste und ereignisreichste Zeit in jedem Zuchtbetrieb. Ein gesundes und munteres Fohlen ist das Ziel jedes Pferdezüchters. In den ersten Tagen bildet sich eine starke Mutter-Kind-Bindung, die es den beiden Tieren ermöglicht, einander am individuellen Geruch, an der Stimme und an körperlichen Merkmalen jederzeit zu erkennen.
Die Trächtigkeitsdauer einer Stute liegt bei 330 bis 345 Tagen. Das sind etwa 11 Monate, in denen man sich auf die Geburt des Fohlens freuen und sie vorbereiten kann. Die meisten Fohlen werden in den Monaten März und April geboren. Erfahrung und Geschick sind in der Aufzucht gefragt. Die ersten Monate sind entscheidend für die Entwicklung und das Wohlergehen des Fohlens. Das Fohlen bleibt in der Regel sechs Monate bei seiner Mutter. Wenige Tage nach der Geburt sollten Muttertier und Fohlen täglich an die frische Luft, um das Immunsystem des Fohlens zu stärken und es an verschiedene Umgebungen zu gewöhnen. Für die Entwicklung eines jungen Pferdes ist es wichtig, dass es in eine Gruppe integriert wird. Der Kontakt zu Pferden gleichen oder höheren Alters verschafft dem jungen Tier wesentliche soziale Kompetenzen und trägt zu seiner physischen wie psychischen Entwicklung bei.
Neben der Versorgung von Stute und Fohlen gibt es noch einige formelle Dinge zu erledigen. Die Frist für die Abfohlmeldung variiert je nach Zuchtverband. Die Informationen zum Geburtstermin, Geschlecht und gegebenenfalls Namen des Fohlens werden in den Deckschein eingetragen und an den entsprechenden Zuchtverband übermittelt. Seit 2025 kann die Fohlenmeldung von aktiven Mitgliedern eines Pferdezuchtverbandes auch digital im Zuchtportal erfolgen. Um einen Pferdepass und einen Abstammungsnachweis für sein Fohlen zu erhalten, muss es durch den Zuchtverband identifiziert und registriert werden
- Pferd Austria
- Universität Göttingen, 2020