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Betäubung und Tötung

Die Schlachtung und damit der Tod des Tieres sind Teil der Produktion tierischer Lebensmittel. Der kritischste Teil der Schlachtung ist die Betäubung. Sie muss möglichst stress- und schmerzfrei erfolgen. Die Betäubung ist ein vorsätzlich herbeigeführtes Verfahren, welches zur Wahrnehmungs- und Empfindungslosigkeit führt. Dieser Zustand muss bis zur Tötung anhalten. Obwohl das Ziel eine Reduktion von negativen Empfindungen ist, ist ein gewisses Maß an Stress bei allen Betäubungsmethoden vorhanden (Quelle: EFSA 2020). Die Betäubung wird, wie auch die anderen Aufgaben am Schlachthof, von geschulten Fachkräften durchgeführt.

Betäubung mit CO2

Die Betäubung mit Kohlendioxid ist eine häufig verwendete Methode, die vor allem auf größeren Schlachthöfen eingesetzt wird. Die Schweine werden in kleinen Gruppen in einen Lift gebracht. Dieser bringt sie in eine Senke mit 80% CO2. Die hohe CO2-Konzentration bewirkt, dass spontane Gehirnaktivitäten gehemmt werden und die Schweine graduell ihr Bewusstsein und Empfindungsvermögen verlieren (Quelle: EFSA 2020). Nach ca. 8-20 Sekunden beginnt das CO2 zu wirken und die Wahrnehmungsfähigkeit nimmt ab. Insgesamt bleiben die Schweine 100 Sekunden in der CO2-Senke, um sicherzustellen, dass die Betäubung wirkt (Quelle: BMG).

Durch CO2 in hohen Konzentrationen werden in den Sekunden vor Eintritt der Betäubung Atemnot und Stress verursacht. Die CO2-Betäubung bietet jedoch den Vorteil, dass die Schweine in Gruppen bleiben können. Dadurch wird den Schweinen Stress durch Handling und Vereinzelung erspart. Für den Schlachthof besteht ein wirtschaftlicher Vorteil, da eine höhere Schlachtfrequenz eingehalten werden kann (Quelle: EFSA 2020). Die CO2-Konzentration und Verweildauer der Schweine in der Anlage werden durchgehend aufgezeichnet und bei Abweichungen wird das Personal mit einem akustischen und visuellen Signal alarmiert (Quelle: BMG).

Eine Alternative wäre eine Betäubung mit einer Mischung aus CO2 mit einem inerten Gas z.B. Stickstoff oder Argon (Quelle: EFSA 2020). Diese ist jedoch noch nicht praxistauglich und auch aktuell wirtschaftlich nicht durchführbar.

Elektrobetäubung

Die Elektrobetäubung ist eine andere häufige Methode, die auf vielen kleineren Schlachthöfen verwendet wird. Elektroden werden an zwei Stellen am Kopf angesetzt und das Gehirn wird durchströmt, was unmittelbar zu Bewusstlosigkeit und Empfindungslosigkeit führt. Gleichzeitig oder kurz darauf werden Elektroden am Brustkorb angesetzt, um das Herz zu durchströmen und Kammerflimmern zu erzeugen. Hierbei sind menschliche Fehler jedoch ein größeres Risiko. Es ist von besonderer Bedeutung, dass die Elektroden richtig angesetzt werden und die Stromstärke ausreichend ist, um eine Fehlbetäubung zu verhindern. Die Elektrobetäubung erfolgt am einzelnen, fixierten Tier. Dafür müssen die Schweine aus der Gruppe heraus in Einzeltreibgänge verbracht werden, was für sie eine sehr stressige Situation darstellen kann und vom Handling her schwierig für die Tierbetreuer:innen sein kann (Quelle: EFSA 2020). Die Elektrobetäubung ist die von manchen NGOs geforderte Betäubungsmethode.

Mechanische Betäubung

Die mechanische Betäubung mittels Bolzenschuss wird eher bei kleinen Schlachthöfen und Hausschlachtungen verwendet. Dabei wird mittels Bolzenschussapparat eine schwere Gehirnerschütterung ausgelöst, die zur Bewusstlosigkeit führt (Quelle: EFSA 2020). Es gibt verschiedene Ausführungen des Bolzenschussapparats, bei denen der Bolzen entweder das Schädeldach durchdringt oder darauf aufschlägt. Des Weiteren zählt ein Schuss mit einer Feuerwaffe, bei dem das Gehirn irreversibel geschädigt wird, zu den mechanischen Betäubungsmethoden. Diese mechanischen Methoden sind jedoch sehr schwierig auszuführen, da Schweine dicke Schädelknochen haben und das Gehirn sehr tief liegt. Somit muss die Schuss- bzw. Ansatzposition sehr genau getroffen werden (Quelle: BMG). Auch hier werden die Schweine einzeln betäubt, was bei ihnen großen Stress verursachen kann.

Tötung durch Entbluten

Nach der Betäubung wird deren Wirksamkeit überprüft, z.B. indem getestet wird, ob das Tier bei Berührung des Auges das Lid schließt (Lidschlussreflex). Sollte ein Tier nicht ausreichend betäubt sein, wird nachbetäubt. Die CO2-Betäubung und Elektrobetäubung sind reversible Betäubungen, das heißt, die Schweine können wieder aus der Betäubung erwachen. Aus diesem Grund ist es essenziell, dass die weiteren Schritte zur Tötung des Tieres innerhalb kürzester Zeit erfolgen (Quelle: BMG).

Das Schwein wird mit den Beinen eingehängt und hochgezogen. Der Tod des Tieres wird durch den Entblutungsschnitt herbeigeführt. Durch diesen werden die beiden Halsschlagadern und herznahen Gefäße eröffnet und starker Blutverlust verursacht. Dadurch wird die Sauerstoffversorgung des Gehirns unterbrochen. Jegliche weitere Bearbeitung des Tierkörpers erfolgt nach einer Wartezeit von mind. 3 Minuten. Die Person, durch die die Aufgaben von Betäubung bis Entblutung verrichtet werden, führt alle Tätigkeiten an einem Tier durch, bevor sie beim nächsten beginnt (Quelle: BMG). Die Schlachtung, Tötung, Verbringung, Unterbringung, Ruhigstellung, Betäubung und Entblutung eines Tieres darf nur durch fachkundige Personen mit entsprechenden Kenntnissen durchgeführt werden (TSchG §32).

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