
Haltungsformen Mastschweine
„In Österreich gibt es über den gesetzlichen Standard hinaus noch Tierwohl& Programme sowie die Bio-Mastschweinehaltung. Alle Varianten punkten auf ihre eigene Weise“.
Schweinefleisch ist das beliebteste Fleisch in Österreich. Dabei wird zwischen gesetzlichem Standard, Tierwohl und Programmen und der biologischer Haltung unterschieden. Die einzelnen Haltungsformen sind durch gesetzliche Vorschriften geregelt und zeichnen sich jeweils durch unterschiedliche Bedingungen hinsichtlich Platzangebot, Auslauf und Fütterung aus.
Zahlen, Fakten, Überblick
Merkmal | Gesetzlicher Standard | AMA-Gütesiegel | Bio-Haltung |
---|---|---|---|
Marktanteil | ca. 94 % | ca. 50% | ca. 1,9% |
Stallplatz | mind. 0,7 m²/Tier | mind. 0,77 m²/Tier | mind. 1,3 m²/Tier |
Auslauffläche | kein Auslauf | kein Auslauf | mind. 1 m²/Tier |
Liegefläche | nicht vorgegeben | nicht vorgegeben | eingestreute Liegefläche, mind. 50% planbefestigt |
Futter | Mais, Gerste, Soja und Mineralstoffe | proteinreduziert, pastus+ | Bio-zertifizierte Futtermittel |
Beschäftigungs- materialien | nicht vorhanden | mind. 2 | mind. 2 |
Der gesetzliche Standard stellt in Österreich die Mindestanforderungen an die Schweinehaltung dar. Mastschweine werden für ca. 4 Monate von 30-120kg gemästet und mit einem Alter von 6 Monaten geschlachtet. Da Mastschweine soziale Tiere sind, ist ihre Haltung in Gruppen während der Mast verpflichtend.
- Platzangebot: mind. 0,8 m²/Tier bei einer Mindestbuchtengröße von 20m² – geltender Mindeststandard für Neu-und Umbauten seit Juni 2025. Bei Altbauten müssen mindestens 0,7 m²/Tier zur Verfügung stehen.
- Stallausstattung: Futter- und Tränkeeinrichtungen, perforierter Boden aus Beton
- Futter: 79% energiereiches Futter (Mais, Gerste – vorwiegend am eigenen Betrieb produziert), 18% eiweißreiches Futter (Soja), 3% Mineralstoffe und Vitamine
Was heißt perforiert?
Ein perforierter Boden in der Schweinemast besteht aus Spalten oder Schlitzen. Die Schweine treten Kot und Harn durch diese Öffnungen hindurch, sodass sich der Boden von selbst reinigt und die Bucht trocken und sauber bleibt. Man nennt diese Böden auch Spaltenböden.
Schweinebäuer:innen leisten wertvolle Arbeit, um hochwertige Lebensmittel zu produzieren – die konventionelle Haltung in der Schweinemast ermöglicht eine effiziente Produktionsweise.
50% der Schweinemastbetriebe in Österreich nehmen am AMA-Gütesiegel (einem ganzheitlichem Qualitätssicherungsprogramm) teil. Die damit verbundenen Auflagen ermöglichen mehr Tierwohl.
- Platzangebot: + 15% mehr Platz (= 0,805m²/Tier) und ab 2030 +20% mehr Platz (=0,84m²/Tier)
- Stallausstattung: wie in konventioneller Schweinemast, nur zusätzlich 2 Beschäftigungsmaterialien
- Futter: proteinreduzierte Fütterung (Soja aus entwaldungsfreiem Anbau), größtenteils vom eigenen Betrieb, sonst pastus+ zertifiziert
Wusstest du schon?
Das AMA-Gütesiegel ist das größte Qualitätsprogramm in Österreich. Dadurch wirken sich schon kleine Verbesserungen auf viele Schweine aus. Eine Weiterentwicklung der AMA-Richtlinien ist möglich, wenn Verarbeitung, Handel und Konsument:innen bereit sind, Preisaufschläge mitzutragen.
AMA-Gütesiegel-Betriebe werden meist risikobasiert jährlich kontrolliert. Tierhaltende Betriebe, die nicht in einem Qualitätsprogramm produzieren, werden durch die Landesveterinärbehörden kontrolliert. 2022 wurden 2,6% der Schweinebetriebe hinsichtlich Tierschutzes behördlich kontrolliert.
Das AMA-Gütesiegel bietet mehr Tierwohl und garantiert 100%ige Herkunft aus Österreich (geboren, gemästet, geschlachtet und verarbeitet).
TW60 ist eines von zwei konventionellen Tierwohl-Modulen und steht für „Mehr Tierwohl – Gut“ bzw. „Tierwohl mit 60 % mehr Platz“. Damit verbundene Anforderungen sind mehr Platz oder ein eingestreuter Liegebereich. Ein Auslauf ist nicht verpflichtend, aber oft dabei – dennoch können nur max. 25% der Betriebe einen Auslauf errichten. Gründe dafür sind Nähe zum Siedlungsgebiet oder bauliche Gründe (Größe des Innenhofs,..).
- Platzangebot: + 60% mehr Platz (= 1,1m²/Tier)
- Stallausstattung: eingestreute Liegefläche/kein Vollspaltenboden, Stroh/Heu/Hanfseil oder Holz als Beschäftigungsmaterialien
- Futter: proteinreduzierte Fütterung (Soja aus entwaldungsfreiem Anbau), größtenteils vom eigenen Betrieb, sonst pastus+ zertifiziert
Die Mastschweine erhalten die Möglichkeit zu Erkunden. Die Haltungsform TW60 nimmt jedoch nur 2,3% der Schlachtungen in Österreich ein.
TW100 steht für „Mehr Tierwohl – Sehr Gut“ bzw. „Tierwohl mit 100 % mehr Platz“. Die Anforderungen sind gleich wie bei TW60, werden jedoch auf einen Auslauf erweitert.
- Platzangebot: + 100% mehr Platz (= 1,4m²/Tier), davon 1/4 Auslauf
- Stallausstattung: eingestreute weiche Liegefläche/kein Vollspaltenboden, Stroh/Heu/Hanfseil oder Holz als Beschäftigungsmaterialien
- Futter: proteinreduzierte Fütterung (+ gentechnikfreie Futtermittel aus Europa), größtenteils vom eigenen Betrieb, sonst pastus+ zertifiziert
- Zusätzlich haben die Schweine Ringelschwänze und die Kastration erfolgt unter Narkose
Insgesamt bietet TW100 ein höheres Tierwohl-Niveau durch 100% mehr Platz, Auslauf, bessere Stallbedingungen und strengen Anforderungen an die Fütterung.
Bio-Haltung stellt die strengste Form der Haltung dar und erfüllt die höchsten Ansprüche an Tierschutz, Nachhaltigkeit und natürliche Lebensweise, jedoch dauert die Mast länger.
- Platzangebot: Mastschweine bis 110kg haben 330% mehr Platz (=1,3m² Stallfläche/Tier + 1m² Außenfläche/Tier)
- Stallausstattung: 1m² Außenfläche/Tier, Stroh/Heu/Hanfseil und Holz als Beschäftigungsmaterialien
- Futter: Ausschließlich biologisch-zertifizierte Futtermittel
Bio-Haltung bedeutet viel Platz für die Tiere und die Fütterung mit Bio-Futter. Dieser erhöhte Aufwand spiegelt sich auf im Preis wider.
Höhere Anforderungen, höherer Preis.
Bei einem Vergleich all dieser Haltungsformen im Hinblick auf Effizienz und Aufwand soll klargestellt werden, dass Ställe mit mehr Platz, eingestreuten Liegeflächen und ausgewähltem Futter mehr Betreuung in Anspruch nehmen. Dieser Mehraufwand für mehr Tierwohl muss ebenfalls abgegolten werden, um die Wirtschaftlichkeit eines landwirtschaftlichen Betriebs sicherzustellen.
Wer mehr Tierwohl fordert, sollte auch bereit sein, mehr für das Produkt zu zahlen.
Spannende Themen rund ums Schwein
Was frisst ein Schwein?
Schweine benötigen ausgewogenes Futter für gutes Wachstum und eine gute Gesundheit.
Die angebauten Futterpflanzen (Mais, Raps und Gerste) sind ein Teil von Fruchtfolgen. Diese verbessern die Bodenfruchtbarkeit und fördern die Biodiversität.
Österreichische Schweinebäuerinnen und -bauern produzieren 80% der Futtermittel selbst auf ihren Feldern.
WOHER KOMMT DAS FUTTER?
Österreichs Schweinehalter:innen betreiben meist auch Ackerbau. Sie kombinieren die Haltung von Schweinen mit dem Anbau von Pflanzen und bewirtschaften dadurch ihre Felder auf eine kreislauf-orientierte Weise. In den Fruchtfolgen der Ackerbäuerinnen und -bauern sind auch Pflanzen, welche den Schweinen als Futter dienen. Mit den Ausscheidungen der Schweine werden die Felder gedüngt. Die Ausscheidungen versorgen gemeinsam mit Ernteresten den Boden und die darin lebenden Organismen und Pflanzen mit Nährstoffen. Wenn diese absterben, werden sie zu Humus abgebaut. Humus liefert wiederum Nährstoffe für die Pflanzen. Ein komplett geschlossener Kreislauf ist auf land-wirtschaftlichen Betrieben jedoch nicht möglich, da manche Futtermittel und Dünger zugekauft und Schweinefleisch als Lebensmittel verkauft werden.
- Schweinehaltung Österreich, 2025